Franz war in Mauthausen. Und mein Opa
- esthercsapo
- 16. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Mai
Mein Opa Franz hat Mauthausen und Breedonk überlebt - zwei KZs, Zwangsarbeit, Todesmärsche, Hunger. Kennengelernt hab ich ihn trotzdem nie, er ist ein paar Jahre vor meiner Geburt gestorben. Jahrelang habe ich mich nicht für seine Geschichte interessiert. Erst jetzt hab ich den Mut gehabt, Fragen zu stellen. Und ein paar Antworten gekriegt.

Wer war Opa Franz?
Franz heißt eigentlich Franz-Joseph. Er hat noch ganz viele andere Vornamen. Maria ist einer von ihnen. Die anderen hab ich mir nicht gemerkt. Dafür aber, dass seine Schwester Elisabeth geheißen hat. Die beiden Csapo Kinder - Franz Joseph und Elisabeth. Benannt nach dem Kaiserpaar, das vor kurzem noch Österreich regiert hat.
1914, als Franz in Budapest zur Welt kommt, gehört Ungarn gerade noch zu Österreich. Seine Familie ist jüdisch. Religion spielt aber keine große Rolle. Sein Papa Bela tritt kurz nach der Geburt von Franz aus der Israelitischen Kultusgemeinde aus.
Opa Franz erlebt 2 Weltkriege. Der erste zerschlägt Österreich-Ungarn. Franz hat jetzt 2 Pässe. Einen ungarischen und einen österreichischen. Er entscheidet sich für Wien. Hier will er Chemie studieren. Er ist noch nicht fertig mit seinem Studium, als die Nazis an die Macht kommen und die Situation für Jüdinnen und Juden in Österreich zunehmend bedrohlicher wird. Franz flüchtet nach Belgien. Hier findet er vorübergehend Schutz. Und einen Arbeitgeber, bei dem er nach Beendigung seines Studiums als Chemiker arbeitet. Aber die Nazis rücken näher. Niederlande, Belgien, Luxemburg. Dann Belgien. 1942 wird Opa Franz festgenommen
Was ist ihm passiert?
3 Jahre lang wird er in der Gewalt der Nazis sein. Zunächst im belgischen KZ Breedonk. Auch wenn es ein kleines Lager ist, unterscheidet es sich kaum von anderen Konzentrationslagern in Deutschland. Auch in Breendonk zermürben Unterernährung und Zwangsarbeit Körper und Geist der Häftlinge. Auch hier führte die allgegenwärtige körperliche Grausamkeit zum Tod von Häftlingen. Was Opa Franz hier genau erlebt, erzählt er niemandem.
Die nackten Zahlen hab ich von Formularen, die ich von Yad Vashem - der internationalen Holocaust Gedenkstätte - zugeschickt bekomme. Sie stammen aus Entschädigungs-Anträgen, die Opa Franz nach dem Krieg stellt. Und sie erschüttern mich. Schwarz auf weiß wird das Unfassbare auch für mich real. Auch wenn ich mir nicht mal ansatzweise vorstellen kann, was das für Opa Franz tatsächlich bedeutet hat.


Was hat das mit mir zu tun?
Es war eine bewusste Entscheidung von Opa Franz, dass so etwas seinen Nachkommen nie mehr passieren darf. Er war sich sicher, Antisemitismus verschwindet nicht. Und er wollte die, die nach ihm kommen, schützen. Deshalb hat er sehr schnell geheiratet. Eine Nicht-Jüdin. Meine Oma Katharina. Wie groß seine Liebe war, konnte ich ihn nicht fragen, meine Oma hat ihn geliebt. Der Krieg und all das, was mein Opa erleben musste, haben ihn aber zu ihr geführt.
Und zu guter Letzt hab ich auch meinen Namen ein bisschen ihm zu Ehren. Esther ist hebräisch und bedeutet Stern.
... und ja, ich war jetzt auch in Mauthausen
dabei ist auch diese Zib Zack Mini entstanden. Wenn du ein Kind hast, das früher als ich fragt: Mama, was ist Mauthausen?
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