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Mit 14 im Knast

  • esthercsapo
  • 16. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit

Sie sehen jünger aus als mein 12-jähriger Sohn.

Sie vermissen Zigaretten.

Und die Freiheit.

Wie ist es als Kind im Knast?


Eine Gefängnistür wird verschlossen
Eingesperrt mit 14

Vom Hendl-Dieb bis zum Mörder

"Ich sag mal so: vom Hendl-Dieb bis zum Mörder, ist alles dabei", sagt Franz, Leiter eines Trakts in der Justizanstalt Josefstadt. Einem der Trakte, in denen junge Straftäter untergebracht sind. Die meisten hier warten auf ihren Prozess, sind also in Untersuchungshaft.


"Wenn sie zu uns kommen, haben sie schon ordentlich was am Kerbholz", sagt Franz sinngemäß. Denn Inhaftierung ist bei Jugendlichen meist nicht der erste Schritt, den die Justiz verhängt.




Justizwachebeamter Franz
Franz leitet eine der Abteilungen, in denen Jugendliche untergebracht sind

Was fehlt, ist die Freiheit

Der Haftraum ist karg: 2 Betten, 1 Kasten, 1 Tisch, 1 Radio und 1 Fernseher.

"Zum Leben alles da, was fehlt, ist die Freiheit", sagt Franz.


In einem Haftraum sind 2 Jugendliche untergebracht. Im Raum ist nicht viel zu tun. Fernsehen oder Lesen. Gesellschaftsspiele. Handys, Computer oder Tablets sind verboten. Der Kontakt zur Außenwelt ist limitiert. Nach der Genehmigung durch einen Richter dürfen die Insassen mit vorher bestimmten Personen telefonieren. Natürlich nicht jederzeit. Auch das Gespräch selbst muss angemeldet werden.


Tatsächlich verbringen die Jugendlichen aber nicht den ganzen Tag in der Zelle. "Wir versuchen sie auszupowern, damit sie am Abend schlafen können", erklärt Franz. Deshalb ist der Tag in der Justizanstalt auch minutiös durchgetaktet.


Um 6.30 startet der Tag mit einem Weckruf. Nach dem Frühstück, das die Jugendlichen in der Zelle, dem Haftraum, zu sich nehmen, geht es für die meisten in die Schule.


"Wir versuchen ihnen Struktur zu geben, viele gehen bei uns zum ersten Mal regelmäßig in die Schule", erzählt er. Und ich merke, dass ihm das Schicksal der jungen Menschen nicht egal ist.


Werkstattleiter Sascha in der Werkstatt der Justizanstalt
Sascha leitet die Werkstatt in der Justizanstalt Josefstadt

Auch Sascha, Leiter der hauseigenen Autowerkstatt, sieht es ähnlich. "Im besten Fall finden die Insassen einen Job, der ihnen Spaß macht. Damit sie nicht zu Stammkunden in der Justizanstalt werden".


Lernen, arbeiten, in Gesprächen das Getane reflektieren - dadurch sollen die Jugendlichen zurückgeführt werden in die Gesellschaft. Auch wenn das natürlich nicht in allen Fällen klappt.


Gesprächsstunde bei Therapeutin Eva
Gesprächsstunde bei Therapeutin Eva

Du siehst doch eh die Freiheit aus dem Fenster

Bei der Gesprächsrunde bei Therapeutin Eva sind auch Jugendliche dabei, die schon öfter inhaftiert waren.


"Die Freiheit beschäftigt dich?", fragt sie einen jungen Häftling, der schon öfter hier war.


"Du siehst doch eh die Freiheit aus dem Fenster, zumindest ein bisschen was", antwortet ein anderer. Er ist 14, sieht aber für mich aus wie 12. Was ihn beschäftigt sind vielmehr "die Tschick". Die sind nämlich für Jugendliche hier nicht erlaubt.


"Man sieht nicht viel," sinniert der junge Wiederkehrer, "und es ist scheiße, wenn man öfter hier war. Weil es nach der Zeit schon egal ist..."

"was ist egal", will Eva wissen, "dass du hier bist, ist dir egal?". "Ja, nach einer Zeit kommt es so normal rüber. Wenn man zu oft hier war. Deswegen sollte man lieber keine Scheiße bauen."


Eine Reportage in OHA!

Wie schaut es in einem Gefängnis aus, wie läuft ein Tag in Haft ab und wieso kommt man überhaupt ins Gefängnis? Um das rauszufinden, besuche ich die Justizanstalt Wien-Josefstadt. Und spreche mit Jürgen, einem ehemaligen Haftinsassen. Wie hat er die Zeit im Gefängnis erlebt, was denkt er über das, was er getan hat und wie kann ihm ein Neustart gelingen?

Willst du die Reportage gemeinsam mit deinem Kind anschauen? Dann guckst/clickst du




Esther in einem Haftraum



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